Richtig streiten - aber wie?

Laut Wikipedia ist Streit:

Streit ist das offene Austragen einer Meinungsverschiedenheit zwischen zwei oder mehreren Akteuren, Personen, Gruppen oder auch Parteien. Der Streit muss nicht immer offenkundig und nicht notwendigerweise feindselig sein. Im Gegensatz zur neutraleren Diskussion ist er oft von emotionalen Elementen begleitet oder getragen….

Streit ist nicht grundsätzlich schlecht. Was du damit verbindest und welche inneren Bilder bei dir entstehen., das entscheidet unter anderem mit über den Ausgang eures Konfliktes.

Ist Streit für dich negativ belastet, weil in deiner Familie immer laut und unfair gestritten wurde? Oder es wurde “gar nicht” gestritten, sondern alles unter den Teppich gewischt? Davon gibt es noch unzählige Variationen, aber dein inneres Bild was Streit für dich darstellt, wird sich unweigerlich in deine Partnerschaft übertragen. Darauf einzugehen führt für diesen Aktikel zu weit, aber kann gerne Thema eines weiteren sein. ;)

Zurück zum: “Richtig streiten - aber wie?” Wichtig ist nicht, dass ihr streitet (denn das passiert), sondern wie er von euch gelöst wird.

Sechs hilfreiche Streitregeln

1) Konflikte und Missverständnisse rasch klären

Warte nicht, bis du explodierst, bevor du etwas ansprichst. Dann ist es zu spät und dein Partner ist von Anfang an in der Verteidigungshaltung. Gemeinsam eine Lösung finden ist schwer möglich, wenn bei deinem Ehepartner alle Schutzmechanismen hochgefahren sind. Nutze möglichst eine ruhige Gelegenheit das Thema anzusprechen, wenn es noch nicht emotional hochexplosiv ist.

2) Worte oder Argumente unter der Gürtellinie vermeiden!

Worte, einmal ausgesprochen, können nicht mehr zurückgenommen werden. Auch das “Argument: “Das hab ich nicht so gemeint.”, zählt dann nicht. Denn sein wir ehrlich: Du hast es so gemeint. Du warst sauer und wolltest, dass er/oder sie das auch spürt. Die Auswirkung konntest du vielleicht nicht zu 100% absehen, aber es war gezielt. (Zu provokant formuliert für dich? Hinterlasse gerne einen Kommentar.)

Du darfst äussern: “Ich bin sauer auf dich, weil….” oder “Das nervt mich brutal, wenn…”. Doch dein Gegenüber zu beschämen oder kleinzumachen, hilft der Sache nicht. Im Gegenteil, das Vertrauen leidet.

Hilfreich sein kann dann auch: “Ich möchte jetzt nichts falsches sagen, darum sage ich jetzt lieber nichts mehr. Ich brauche eine Pause. Doch wenn ich mich abgeregt habe, können wir das Thema wieder aufnehmen.”

Hohe Schule, ich weiss…darum üben, üben.

3) Ausreden lassen und richtig zuhören

Versucht einander ausreden zu lassen und fallt dem anderen nicht bereits mit einem Gegenargument oder einer Verteidigung ins Wort. Ihr dürft eure Sicht einbringen, aber gebt dem anderen zuerst die Möglichkeit auszudrücken, was ihn nervt oder verletzt hat. Fragt nach, wenn ihr etwas nicht versteht. Das ist für beide legitim und schafft Verständnis, auch wenn ihr anschliessend trotzdem nicht einer Meinung seid.

4) Gesteht einander (kurze) Auszeiten zu

Ich (Sabine) musste lernen, dass eine Auszeit hilfreich sein kann. Sie dient dazu, dass beide etwas Distanz zur Situation gewinnen können, bevor weitergeredet wird. Zu Beginn unserer Beziehung fühlte ich mich von Dominik nicht ernst genommen oder hatte das Gefühl, er lässt mich einfach mit meinem Problem stehen, wenn er eine Pause wollte. Dominik hingegen fühlte sich von mir erdrückt und wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer schütten oder sich zu unüberlegten Aussagen verleiten lassen. Deshalb zog er sich von mir zurück. Ein Teufelskreis.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sich auch wirklich lohnt kurz zu unterbrechen und dann weiterzumachen. Mit dieser Spannung umzugehen, mussten wir erst üben. Doch wenn beide sich daran halten und anschliessend wieder neu ins Gespräch einsteigen, bildet das Vertrauen und verhindert unnötige Verletzungen und weitere Konklflike.

Wichtig: Es darf kein Vorwand sein, sich komplett zurückzuziehen und den anderen hängen zu lassen. Quasi: “Das ist nur dein Problem!” Wichtig dabei auch die Abmachung das Thema möglichst bald wieder aufzunehmen. Nicht tagelang verschieben. Wenn es am selben Tag doch nicht mehr möglich ist, vereinbart am folgenden Tag ein Zeitfenster dafür.

Tipp: Diese Vorgehensweise in einer ruhigen Minute miteinander abzusprechen und einander die Erlaubnis zu geben, hilft, dass es weniger abrupt daherkommt. EVt. hilft ein Codewort für emotionale Situationen. Das haben wir ganz zu Beginn vereinbart und es gab uns Sicherheit. Heute benötigen wir diese “hilfreiche Krücke” nicht mehr.

5) Übernimm Verantwortung für deine Fehler

Niemand ist perfekt. Wir machen alle Fehler, mal grössere oder kleinere. Es ist ein Zeichen von Stärke, wenn du dich bei deinem Partner für deinen Anteil am Streit entschuldigen kannst. Nicht immer einfach, ich weiss. Doch soll der eigene Stolz da nicht zu viel Raum bekommen. Denn das schadet über kurz oder lang eurer Beziehung.

6) Sucht einen Weg der Versöhnung

Vergib deinem Partner, und nimm seine Entschuldigung an, wenn er darum bittet.

Versteh mich richtig: Ich sage nicht, dass wenn eine Sache sich ständig wiederholt ohne Veränderung, du einfach tun sollst, als sei nichts gewesen. Dann sind klare Grenzen angesagt. Vergebung heisst ebenfalls nicht, ich lasse den anderen auf mir herumtrampeln oder meine Gefühle klein reden. Es bedeutet, ich verzichte darauf, alte Geschichten beim nächsten Streit neu aufzuwärmen.

Wenn du es ernst meinst mit deiner Entschuldigung, dann wirst du dich auch darum bemühen, es das nächste Mal besser zu machen. In einer Beziehung lernen wir immer dazu. Sorry, wenn du gedacht hast, das hört irgendwann auf ;)

Welche Ergänzungen oder Gedanken habt ihr dazu? Schreibt mal in die Kommentare, wir sind gespannt.

Liebe Grüsse

Sabine & Dominik

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